4.3.2016 Memmingen. Zum Tag der Archive, der bundesweit an diesem Wochenende die Arbeit der Archive in Deutschland in den Fokus rückt, erweitert das Memminger Stadtarchiv die Präsentation regionaler Quellen im Internet.

„Bedeutende Werke der Memminger Stadtgeschichte werden so der Forschung weltweit zur Verfügung gestellt“, betonte Stadtarchivar Christoph Engelhard bei einer Vorstellung der neuen Internetseiten vor der Presse. Die Medienvertreter hatten dabei auch die Gelegenheit mit Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger alte Handschriften und Inkunabeln, also frühe Drucke aus der Zeit von 1448 bis 1500, bei einem erstmaligen Rundgang durch Inkunabelabteilung zu betrachten.

„Aus konservatorischen Gründen ist dieser Teil des Stadtarchivs bzw. der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Memmingen bisher für die Öffentlichkeit nicht zugänglich“, erklärte Engelhard. Um die wertvollen Schriftzeugnisse des Mittelalters und der frühen Neuzeit zu erhalten, herrscht in diesem Magazin ein gleichbleibendes Raumklima bei einer Temperatur von 18 Grad.

Ein Psalterium aus dem Bücherbestand des Reformators Christoph Schappeler ist einer der Schätze. „Schappeler kommt 1513 nach Memmingen und bringt Bücher mit, da wird dieses dabei gewesen sein. Vermutlich sind die handschriftlichen Randnotizen von Schappeler selbst, oder auch von einem seiner Schüler, wir wissen es noch nicht“, erklärte der Stadtarchivar. Wie dieses Zeitzeugnis warten noch viele andere Handschriften und Inkunabeln auf eine Bearbeitung.

„Die Vielfalt der Quellen ist groß“, betonte Engelhard. Nach und nach werden die Werke vom Stadtarchivar und seinem Team gescannt, fotografiert, gelesen und auszugsweise in heutiges Deutsch transkribiert. Die Titel der Inkunabeln sind bereits in ein weltweites Verzeichnis aufgenommen, das von der British Library in London verwaltet werde, informierte Engelhard. „Auf diese Weise stehen unsere Quellen in Memmingen für Forscher weltweit zur Verfügung.“

Einige Quellen, beispielsweise zu den Memminger Meistersingern oder zur Übertragung der „Benninger Wunderhostie“ vor 800 Jahren am 12. März 1216, sind nun auf den Webseiten des Stadtarchivs einzusehen. Die Wunderhostie, in Memmingen „Hailtum“ genannt, wurde zum Zentrum eucharistischer Frömmigkeit in der aufstrebenden, mittelalterlichen Stadt und späteren Reichsstadt, erklärte der Stadtarchivar.

Engelhard wies auf einen Vortrag über die Bluthostie von Benningen hin am Donnerstag, 10. März, um 20 Uhr im Antoniersaal. Referenten sind Prof. Dr. Wolfgang Vogl (Augsburg) und Dekan Ludwig Waldmüller werden.