9.12.2022 Landkreis Ostallgäu. Mit rund 120 Teilnehmenden bis auf den letzten Platz ausgebucht war die erste Bürgertagung „Zusammen(H)alt im Ostallgäu“ im Festsaal in Biessenhofen.
Die Bürgertagung beschäftigte sich im Auftaktjahr mit den unterschiedlichen Stadien einer Demenzerkrankung sowie mit verschiedenen Hilfsangeboten. In seiner Begrüßung betonte Biessenhofens Bürgermeister Wolfgang Eurisch, dass für das Ostallgäu bis 2031 eine Zunahme an Pflegebedürftigen von heute etwa 4800 auf rund 5800 prognostiziert sei. Pflege, Betreuung und Versorgung seien daher „Megathemen der Gegenwart und Zukunft, die uns alle angehen“.
Der Landkreis kümmere sich bereits mit zahlreichen Angeboten um Betroffene wie Angehörige: vom Pflegestützpunkt über einen eigenen Demenzbeauftragten bis zu seinen Senioren- und Pflegeheimen und nun auch mit der Bürgertagung, die „Informationen beispielsweise zu Gesundheitsförderung, sozialer Teilhabe, bürgerschaftlichem Engagement, Wohn- Versorgungs- und Betreuungsformen im Landkreis“ bereitstelle.
Themen reichten von der Prävention bis zur (medikamentösen) Behandlung
Unter dem Titel „Demenz – nicht mit mir!“ referierte Gerhard Stadler, Demenzbeauftragter des Landkreises, über die Ursachen und Anzeichen einer Demenz sowie darüber, wie man sich vor der Krankheit schützen kann. Laut Stadler böten das Pflegen von sozialen Kontakten, ausreichend Bewegung und eine ausgewogene Ernährung eine gute Möglichkeit, dementielle Erkrankungen zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Ebenfalls über die Prävention gab Hans-Peter Esch Auskunft. Der Sport- und Bildungsreferent sowie Neurokinetik-Ausbilder maß dabei dem Gehirntraining eine große Bedeutung bei. Insbesondere motivierende, herausfordernde und komplexe Bewegungsübungen, die sowohl motorische Kompetenzen als auch das Sinnessystem umfassend trainieren, stellten eine hervorragende Demenzprävention dar. Begleitet wurde der Vortrag von praktischen Übungen, die die Teilnehmenden gleich vor Ort ausprobieren konnten.
Wie man Verhaltensweisen von Menschen mit Demenz besser verstehen kann, berichtete Gabi Friedrich vom Gulielminetti Seniorenwohn- und Pflegeheim Marktoberdorf. In ihrem Vortrag gab sie Tipps, die das Leben mit Demenzkranken leichter und erfüllter machen könnten. Dabei sei laut Friedrich auch die Sorge um sich selbst wichtig, denn nur wer sich um sich selbst sorge, könne auch andere gut versorgen. Zum Thema „Medikamente und Demenz“ sprach schließlich Dr. Stefan Brai. Brai ist Oberarzt am Bezirkskrankenhaus in Kaufbeuren. Er ging bei seinem Vortrag auf die Argumente sowohl für als auch gegen eine medikamentöse Behandlung ein.
Eurisch: „Gemeinsam ein demenzfreundliches Ostallgäu schaffen“
Neben den Vorträgen hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, sich über mehrere Hilfsangebote im Ostallgäu zu informieren. Vorgestellt haben sich der Pflegestützpunkt Ostallgäu wie auch Nachbarschaftshilfen, die Kontaktstellen Demenz und Pflege sowie die Pflegeberatungen der AOK und der privaten Krankenversicherungen.
„Gemeinsames Ziel ist es, ein alters- und demenzfreundliches Ostallgäu zu gestalten“, sagte Eurisch. Die erste Bürgertagung „Zusammen(H)alt im Ostallgäu“ sei ein wichtiger Baustein dazu.